Unser Reiseabschnitt von Oualidia nach Marrakesch [#23]
An Valentinstag radelten wir weiter und verließen somit Oualidia. Kaum hatten wir die Kleinstadt verlassen, führte die Straße über zahlreiche Hügel, das Meer zu unserer Rechten und vereinzelten Häusern zur Linken. Mal fuhren wir auf frisch geteerten Straßen – wir sahen Arbeiter, die gerade neuen Asphalt verteilten –, dann landeten wir wieder auf staubigem, unbefestigtem Untergrund. Der Wind blies kräftig, aber die Aussicht auf die Küste war atemberaubend. An einer kleinen Mauer am Straßenrand legten wir eine Pause mit Blick aufs Meer ein. Gerade als wir uns entspannten, entdeckten wir eine Schildkröte, die sich fast perfekt an den steinigen Boden angepasst hatte. Erst als sie sich langsam bewegte, fiel sie uns überhaupt auf. Wenig später kroch sie auf eine zweite Schildkröte zu – zwei marokkanische Landschildkröten, eine bedrohte Art, die unter Naturschutz steht. Es war ein ruhiger, besonderer Moment. Weiter ging es Richtung Safi. Die Stadt wirkte von Anfang an industriell, mit großen Fabrikanlagen und Straßen, die von Schlaglöchern gezeichnet waren – das Radfahren war anstrengend. Nach der Stadt führte unser Weg durch ein großes Abbaugebiet, wo Sand oder Gestein transportiert wurde. Riesige Kipplaster fuhren ununterbrochen, und da die Straße unbefestigt und steil war, mussten wir schieben, während wir den Maschinen immer wieder ausweichen. Zwei Arbeiter mit Fahnen winkten uns schließlich heran – nicht, um uns zu warnen, sondern weil sie unbedingt ein Foto mit uns machen wollten. Unsere geplanten Wildcampingplätze waren alle ungeeignet. Einer war zu schräg, der andere ein sandiger Wald, in den wir mit den Rädern kaum hineinkamen. Als wir schließlich eine alte Kasbah ansteuern wollten, zog Regen auf. Wir stellten uns bei einer Tankstelle unter, aßen etwas und trockneten uns. Ein Mitarbeiter kam auf uns zu, fragte, ob wir ein Zelt hätten, und bot uns einen überdachten Platz hinter der Tankstelle an. Eine perfekte Wahl – vor allem, weil es später noch gewitterte. Am nächsten Morgen fuhren wir weiter, diesmal mit einem klaren Ziel: ein Campingplatz etwa 35 Kilometer entfernt. Das Wetter blieb grau und regnerisch, die Strecke wurde bergiger. Als wir ankamen, nutzten wir die Gelegenheit für einen Pausentag. In einem winzigen Fischerdorf am Meer probierten wir unsere erste Tajine in Marokko – ein einfaches, aber köstliches Gericht. Während wir aßen, wurden wir von bettelnden Hunden und Katzen beobachtet, die auf ein paar Reste hofften. Nach dem Ruhetag brachen wir Richtung Essaouira auf. Gleich zu Beginn erwartete uns ein steiler Anstieg, den wir schieben mussten. Auf halber Höhe setzte der Regen ein, und der Wind wurde immer stärker. Oben fanden wir ein kleines Café, bestellten Tee und hofften auf Besserung – aber das Wetter verschlechterte sich weiter. Der Gegenwind wurde so heftig, dass wir teilweise selbst bergab schieben mussten, um nicht umgerissen zu werden. Schließlich fanden wir eine Schule mit einer Mauer als Windschutz und nutzten sie für eine Pause. Dort kochten wir, als ein Gewitter losbrach. Kurz danach ließ der Wind nach, und wir schafften es schließlich im Dunkeln nach Essaouira, wo wir müde ein Appartement für die Nacht buchten. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Medina, die voller Touristen war. Dann bemerkte Nico, dass sein Sitzkissen fehlte. Eine Nachricht an den Appartementbesitzer brachte Klarheit – es lag noch dort. Wir vereinbarten, es später abzuholen, und machten uns auf den Weg nach Sidi Kaouki, gespannt auf das, was noch vor uns lag. Von Sidi Khouki nach Essaouira Als wir in Sidi Khouki ankamen, fuhren wir zunächst zum ersten Campingplatz, doch leider war dort alles voll. Zum Glück fanden wir einen zweiten Campingplatz, auf dem noch Platz für uns war. Der Campingplatz warb mit WLAN, allerdings hatte niemand das Passwort, sodass wir auf das Internet verzichten mussten. Dennoch waren wir froh, dass wir ein Plätzchen für unser Zelt fanden. Kurz nach dem Zeltaufbau verabredeten wir uns mit anderen Radreisenden, die wir über eine Social-Media-Gruppe kennengelernt hatten. Wir hatten schon ein wenig miteinander geschrieben und wussten, dass sie auch in Sidi Khouki waren. Also trafen wir uns mit ihnen zum Abendessen. Es war sehr schön, sich mit anderen Radreisenden auszutauschen und neue Bekanntschaften zu machen. Nach dem Abendessen bemerkten wir jedoch, dass wir kaum noch Bargeld hatten. Wir hatten uns vorher gut vorbereitet und an einem Automaten in Essaouira Geld abgehoben, aber unterwegs noch einiges gekauft und dabei vergessen, das Ganze richtig zusammenzurechnen. So hatten wir uns ein wenig verkalkuliert und dachten, dass es mit dem Bargeld ausreichen würde. Leider war das nicht der Fall, und wir merkten, dass wir nur genug für eine Nacht auf dem Campingplatz hatten, aber nicht für länger. Da Kartenzahlung auf dem Campingplatz nicht möglich war, mussten wir eine Lösung finden. Annkathrin machte sich sofort auf die Suche und fand heraus, dass es etwa 17 Kilometer entfernt einen Supermarkt mit einem Geldautomaten gab. Da unser Zelt und unsere Ausrüstung sicher auf dem Campingplatz standen, beschlossen wir, am nächsten Tag dorthin zu fahren, um Bargeld abzuheben. Da wir an diesem Tag schon so weit geradelt waren, entschieden wir uns, noch einen Pausentag auf dem Campingplatz zu verbringen. Der Tag verlief entspannt und wir machten uns abends wieder auf den Weg, um essen zu gehen. In dem Restaurant trafen wir zufällig die anderen Radreisenden wieder, die wir schon von vorher kannten. Wir verbrachten den Abend zusammen, aßen gemeinsam und unterhielten uns gut. Danach kamen sie noch mit zu unserem Campingplatz, weil einer von ihnen eine Schraube für sein Fahrrad brauchte. Zum Glück hatten wir Ersatzschrauben dabei, aber leider passte die Schraube nicht. Sie brachten sie uns jedoch am nächsten Morgen zurück, nachdem sie das richtige Ersatzteil gefunden hatten. Am nächsten Tag radelten wir zurück nach Essaouira, um Nico’s Sitzkissen abzuholen. Danach setzten wir unsere Reise fort und fuhren noch etwa 20 Kilometer weiter zu einem anderen Campingplatz, wo wir die Nacht verbrachten. Am darauffolgenden Tag machten wir uns auf den Weg zu einem Wald, den wir als Schlafplatz ausgesucht hatten. Die Strecke führte uns immer weiter entlang derselben Straße. Der Wald, in dem wir die Nacht verbrachten, war ruhig und nicht dicht besiedelt. Es war eine entspannte Nacht und wir konnten die
Unser Reiseabschnitt von Oualidia nach Marrakesch [#23] Read More »