Von der Vorbereitung bis zum Abflug – Unsere Radreise nach Brasilien [#29]

„Ufff…“ Ein kehliges Ausatmen. Die Pedale still. Die Räder rollen nicht – wir schieben. Langsam, mit leichten Quietschgeräuschen der Reifen auf dem heißen Asphalt des Seitenstreifens, kämpfen wir uns Meter fĂźr Meter einen steilen Anstieg hinauf. Das Fahren ist nicht mehr mĂśglich – zu steil, zu heiß, zu anstrengend.

Die Luft steht. Kein Windhauch. Kein Rascheln. Nur das gelegentliche Flimmern über der Straße, das uns anzeigt, was wir längst spüren: Es ist brütend heiß. Unser Hygrometer unter dem Sattel zeigt Tag für Tag Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad an. Und das konstant – über Stunden hinweg. Wir sind auf dem Weg nach Madrid – mitten durch Spaniens heiße Mitte. Mit vollem Gepäck, vielen Höhenmetern und einem Körper, der bei dieser Hitze schnell an seine Grenzen stößt.

Um durchzuhalten, haben wir unseren Tagesrhythmus umgestellt: Zwischen 14 und 18 Uhr machen wir Pause. In der Zeit radeln wir nicht, sondern suchen verzweifelt nach einem Schattenplatz – gar nicht so einfach in dieser offenen, trockenen Landschaft. Wenn wir Glück haben, erreichen wir in einem der kleinen Orte eine überdachte Bank, einen öffentlichen Platz oder einen Mauervorsprung im Schatten. Dort lehnen wir uns an unsere Räder, strecken die Beine aus, atmen durch und blicken schweigend in die Landschaft – oder in den Himmel, wenn sich dort mal ein paar Wolken zeigen.

Manchmal nutzen wir diese Siesta-Zeit auch, um spontan unsere Route anzupassen. Eigentlich wollten wir durch kleinere, abgelegenere Orte fahren – aber gerade dort war die Versorgungslage oft schwierig: Kaum Supermärkte, keine Trinkwasserspender – über viele Kilometer hinweg.
Und bei dieser Hitze, kombiniert mit Sport und Gepäck, ist eine gute Wasserversorgung ßberlebenswichtig.

Also haben wir umgeplant: Statt durch die winzigsten Orte zu radeln, sind wir häufiger parallel zur Autobahn gefahren. Dort lagen größere Ortschaften mit besseren Versorgungsmöglichkeiten. Wir haben sie gut genutzt: Supermarkt, Wasser nachfüllen, ein kühles Getränk, manchmal ein schattiges Plätzchen zum Ausruhen.
Und wenn es passte, haben wir sogar unsere mobile Dusche ausgepackt, sie mit frischem Wasser vom Trinkwasserspender befüllt – und uns mitten im Nirgendwo eine kleine, kühle Erfrischung gegönnt.

Mit jedem Höhenmeter, den wir uns nach oben schoben, kamen wir nicht nur Madrid langsam näher – sondern auch einem ganz neuen Kapitel unserer Reise.

Während unseres House-Sittings war die Entscheidung gereift, von Madrid aus nach Brasilien zu fliegen.
Warum genau? – Das erzählen wir euch im nächsten Abschnitt.

Aber auch während wir noch unter der flirrenden Hitze Spaniens radelten und uns in schattigen Momenten kurz verschnauften, waren unsere Gedanken längst nicht mehr nur auf die nächste Steigung gerichtet. Immer wieder sprachen wir über die bevorstehende Reise nach Südamerika – und darüber, was wir alles noch organisieren mussten, um samt Rädern und Gepäck überhaupt in den Flieger zu kommen.

Warum mit den Rädern nach Brasilien? Unsere Beweggrßnde fßr das Reiseziel

Ursprünglich wollten wir weiter auf dem Landweg Richtung Osten radeln – durch den Balkan, die Türkei und weiter. Doch während unseres House-Sittings erreichten uns immer mehr Berichte, dass die Lage im Iran ziemlich unsicher ist. Andere Radreisende erzählten sogar, dass manche von ihnen im Gefängnis gelandet sind oder mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.

Wir hatten zwar noch Monate Zeit bis zur Türkei, doch das Risiko, sich in Gefahr zu begeben, wurde uns schnell zu groß. Als sich später auch noch die USA in den Konflikt einschalteten, bestätigte sich unser Entschluss: Wir wollten nicht sehenden Auges in eine unsichere Region radeln.

Da wir zu der Zeit in Spanien waren – mit vielen Flugmöglichkeiten – beschlossen wir: Wir überqueren den Ozean und setzen unsere Reise in Südamerika fort.

Nach einigem Abwägen entschieden wir uns fßr São Paulo. Die Grßnde waren praktisch: Es gab einen Direktflug von Madrid, und die Strecken rund um São Paulo wiesen keine extremen HÜhenmeter gleich zu Beginn auf.

Doch es kam noch ein weiterer, entscheidender Faktor hinzu: In São Paulo war gerade Winter, und damit angenehm mildes Wetter für uns Radreisende. Laut Wetterdaten bewegen sich die Temperaturen von Juni bis August tagsüber zwischen 21 und 23 °C, nachts zwischen 11 und 14 °C. Das ist im Vergleich zur drückenden Hitze Spaniens (konstant 30–40 °C) ein richtiger Genuss für uns. Es wirkt wie eine Erholung für Körper und Geist – frischer Wind nach der Hitzestrecke.

Für uns war das ein klares Signal: Die Entscheidung, Madrid zu verlassen und nach Brasilien zu fliegen, war genau richtig – wettertechnisch, physisch und auch mental.

Der Packstress: Fahrradkartons, Kofferwagen und der Kampf gegen die Zeit

Einen großen Teil unserer Vorbereitung machte das Organisieren von Fahrradkartons aus – und das war alles andere als einfach. In Madrid, selbst in einer Großstadt, hatten wir Schwierigkeiten, überhaupt welche zu finden. Viele Läden hatten keine oder nur zu teure Kartons. Die Zeit drängte, denn wir hatten nur drei Nächte, um alles zu regeln. Das hat uns ziemlich unter Stress gesetzt.

Außerdem haben wir einen Kofferwagen organisiert, um die schweren Gepäckstücke zum Flughafen transportieren zu können – das war eine riesige Erleichterung, denn mit dem ganzen Gepäck alles zu schleppen, wäre unmöglich gewesen.

Wir kĂśnnen nur jedem anderen Radreisenden empfehlen, sich frĂźhzeitig um solche Dinge zu kĂźmmern und sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Lieber vier oder fĂźnf Tage vor Abflug ankommen, in Ruhe alles besorgen und packen, als sich in letzter Minute stressen zu mĂźssen.

Checkliste fĂźr die Flugvorbereitung mit dem Fahrrad

Damit du dir nicht denselben Stress machst wie wir, hier eine praktische Übersicht der wichtigsten Punkte, die du vor deinem Flug erledigen solltest:

  • Fahrradkartons frĂźhzeitig suchen und sichernIn Großstädten kann es schwieriger sein als gedacht, Kartons rechtzeitig zu finden. Beginne mindestens eine Woche vorher damit.
  • Pedale vor dem Flug lockern oder abmontieren lassenPedale sitzen oft sehr fest und kĂśnnen beim Packen Probleme machen.
  • Kofferwaage besorgen und richtig kalibrierenAchte darauf, dass die Waage Kilogramm anzeigt, nicht Pfund.
  • Offline-Sprachpakete herunterladen Gerade fĂźr die Landessprache am Zielort sehr hilfreich.
  • Gepäck gut sortieren und rechtzeitig packenKlar trennen, was ins Handgepäck, was ins Zusatzgepäck, was in den Fahrradkarton kommt.
  • Reiseunterlagen und Einreisebestimmungen prĂźfenEinreiseformulare griffbereit haben.
  • GenĂźgend Zeitpuffer einplanenMindestens 4–5 Tage fĂźr Vorbereitung vor Ort sind ratsam.
 

Zeit fĂźr Madrid: Ein paar schĂśne Momente neben der Vorbereitung

Trotz aller To-dos haben wir es geschafft, uns auch ein bisschen die Stadt Madrid anzuschauen. Die pulsierende Metropole hat uns mit ihrer Vielfalt und ihrem Flair sehr beeindruckt. Gerade nach der anstrengenden Hitze und der stressigen Packerei tat es gut, ein paar Stunden einfach durch die Straßen zu schlendern, einen Kaffee zu trinken oder ein bisschen Kultur zu genießen.

Am Flughafen: Alles lief reibungslos

Am Tag des Abflugs waren wir ziemlich angespannt – aber alle Bedenken waren unnötig. Die Kontrolle lief erstaunlich schnell und problemlos. Sowohl beim Handgepäck als auch beim Zusatzgepäck wurden unsere Sachen nur ganz kurz gescannt, ohne dass wir etwas ausräumen oder erklären mussten. Auch die Einreise in Brasilien verlief völlig unkompliziert: Wir bekamen sofort den Stempel am Flughafen und konnten direkt starten.

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