Nach dem Grenzübertritt von Marokko nach Ceuta begann ein neuer Abschnitt unserer Reise. Die marokkanische Seite ließ uns ohne Probleme passieren, doch die spanische Kontrolle war merklich strenger. Wir befürchteten, dass wir all unsere Fahrradtaschen abpacken müssten – ein aufwendiges Unterfangen, da auch noch unsere Packsäcke mit Schlafsäcken darauf befestigt waren. Die Grenzbeamten baten uns bereits, die Taschen hinten zu öffnen. Doch als sie sahen, wie viel Aufwand das bedeutete und wie lange wir brauchen würden, entschieden sie sich kurzerhand um: Statt uns weiter aufzuhalten, winkten sie uns schließlich doch durch. Eine große Erleichterung.
Nur eine Sorge blieb: unsere Süßigkeiten. Wir hatten gehört, dass andere Reisende an der Grenze ihre Snacks und Kekse abgeben mussten – ein trauriger Anblick. Umso größer war unsere Freude, dass wir alles behalten durften.
Mit dem erfolgreichen Grenzübertritt betraten wir europäisches Festland – zumindest symbolisch, denn Ceuta gehört politisch zu Spanien, liegt jedoch in Nordafrika. Die Unterschiede zu Marokko waren sofort spürbar: Die Menschen wirkten zurückhaltender, ruhiger, es gab keine ständigen Zurufe mehr wie „Allah“ oder „Bonjour“. Diese ruhigere Atmosphäre empfanden wir als sehr angenehm.
Wir suchten zunächst nach einer Unterkunft für uns und die Fahrräder, wurden jedoch nicht fündig. So fiel die Entscheidung: Wir würden noch am selben Abend mit der Fähre nach Algeciras übersetzen. Um 21:30 Uhr legte die Fähre ab, eine Stunde später erreichten wir das spanische Festland. Von dort fuhren wir noch rund 8 Kilometer mit dem Rad zu einem kleinen See, wo wir gegen Mitternacht unser Zelt aufschlugen.
Nach dieser langen Etappe gönnten wir uns am nächsten Tag eine Pause. Wir beobachteten Tiere, entspannten uns und ließen die Eindrücke der letzten Tage sacken. Die Natur wirkte deutlich grüner als in Marokko – ein Kontrast, der uns sofort auffiel.

Am darauffolgenden Tag radelten wir weiter Richtung Gibraltar. Der Grenzübertritt war unkompliziert: Passkontrolle aus der Ferne – das war’s. Wir konnten den Felsen zur Hälfte umrunden, auf der anderen Seite war die Straße gesperrt. Auch die Rückfahrt verlief problemlos. Da wir keine passende Unterkunft fanden, übernachteten wir auf einem einfachen Schlafplatz außerhalb der Stadt.
Ein Pausentag auf einem Campingplatz tat gut. Wir beschlossen, Gibraltar noch einmal zu besuchen – diesmal ohne Gepäck. Alles blieb im Zelt, wir fuhren nur mit den Rädern. Unser Ziel: die Affen auf dem Felsen. Der Eintritt war zwar teuer, aber der Wunsch, die Tiere zu sehen, überwog. Und tatsächlich: An den Futterstellen begegneten wir mehreren Berberaffen.
In Gibraltar kauften wir noch im Supermarkt ein. Die Preise waren vergleichbar mit dem restlichen Europa. Danach folgten wir der spanischen Küste Richtung Málaga. Die Strecke war hügelig, es ging ständig bergauf und bergab. In Marbella angekommen, trafen wir spontan die Entscheidung, etwa 7 kg Gepäck – darunter unsere Campingstühle – nach Hause zu schicken. Wir suchten nach einem günstigen Versanddienstleister, erstellten im Copyshop ein Versandlabel und gaben das Paket kurz vor Ladenschluss ab. Eine große Erleichterung.

Hinter Marbella übernachteten wir erneut auf einem einfachen Schlafplatz. Der nächste Halt war ein kostenloser Wohnmobilstellplatz kurz vor Málaga, wo viele Einheimische dauerhaft lebten. Wir durchquerten Málaga am darauffolgenden Tag – allerdings ohne Stadtbesichtigung. Sightseeing und große Städte reizten uns zu diesem Zeitpunkt nicht.
Wir fuhren weiter an der Küste entlang. Teilweise nutzten wir Fahrradwege, die sich Tunnel mit Fußgängern teilten. Die Ausblicke aufs Meer waren spektakulär, auch wenn der Weg manchmal holprig und unbefestigt war – offiziell eine Radroute, praktisch eher Abenteuer.
Bei El Ejido radelten wir durch eine kilometerlange Plastiklandschaft aus Gewächshäusern – für uns war das die „Gewächshausmania“. Völlig unerwartet luden uns dort Einheimische zum Essen ein. Sie sprachen nur Spanisch, aber irgendwie verstanden wir uns trotzdem.

In Almería sahen wir uns kurz die Innenstadt an und kühlten uns im Meer ab. Danach führte der Weg weiter durch die Folienwüste, bis wir auf einen verlassenen Campingplatz am Meer stießen – ein echter Lost Place. Später ging es weiter durch die Küstenberge.
In Águilas verschickten wir ein Paket an andere Radreisende und schauten uns die Innenstadt an. Weiter ging es entlang der Küste mit vielen schönen Ausblicken. In Cartagena legten wir erneut einen kurzen Besichtigungsstopp ein.
Anschließend radelten wir weiter entlang des Meeres bis zur Lagune und dann nach San Javier. Dort fanden wir seit Langem wieder einen Rossmann – ein kleines Highlight. Nach einem Pausentag in San Javier besuchten wir den rosa See (Lago Rosa), bevor es weiter Richtung Alicante ging. Auch diese Stadt schauten wir uns an.
Wir durchquerten Benidorm und stießen dort zufällig auf einen Mittelaltermarkt – eine nette Überraschung. Auch die Innenstadt nahmen wir mit. In Calp gönnten wir uns einen Pausentag. Wir wollten den markanten Ifac erklimmen, aber der Weg wurde zu rutschig – aus Sicherheitsgründen brachen wir den Aufstieg ab.
In La Xara, einem kleinen Ort vor Dénia, sprach uns schließlich ein Einheimischer an. Er wohnte ein paar Kilometer entfernt und lud uns ein, ab dem nächsten Abend ein paar Tage bei ihm zu bleiben – kostenlos. Wir nahmen das Angebot gerne an. An einem der Tage wanderten wir gemeinsam mit ihm auf seinen Hausberg. Der Weg war herausfordernd – teils kaum erkennbar, mit riesigen Felsblöcken statt eines klassischen Wanderwegs. Ohne seinen ortskundigen Blick hätten wir den richtigen Pfad wohl nie gefunden. Der sogenannte Wanderweg bestand teilweise nur aus gigantischen Steinen, zwischen denen man sich mühsam hindurchschlängeln musste. Immer wieder zweifelten wir, ob wir überhaupt noch auf dem richtigen Weg waren. Umso glücklicher waren wir, dass wir diesen Berg mit seiner Hilfe erklommen haben – ohne ihn hätten wir es wahrscheinlich nie geschafft. Ein Erlebnis, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Nach der erholsamen Pause ging es weiter in die Berge. An einem Grillplatz bereiteten wir Kartoffeln und Champignons in der Glut zu – einfach und köstlich. Am nächsten Tag fuhren wir am Kloster von Simat vorbei und legten spontan einen Besichtigungsstopp ein.
Schließlich erreichten wir Valencia, warfen einen Blick in die Innenstadt und setzten unsere Reise fort. Die Route führte uns weiter durch bergiges Terrain, oft über den Via Verde – eine alte Bahntrasse mit traumhafter Aussicht, aber auch einigen knackigen Höhenmetern.