Heute stand eine anspruchsvolle Bergfahrt auf dem Programm. Mit knurrenden Mägen machten wir uns auf die Suche nach Brot und wurden schließlich in einer kleinen Bäckerei in Trouville-sur-Mare fündig. Die frisch gebackenen Baguettes waren die perfekte Stärkung für die anstehende Herausforderung. Während wir den Berg hinauf kämpften, kreuzten unsere Wege mit einem deutschen Ehepaar, “Die ReiseRadler” genannt. Sie waren bereits 4000 Kilometer mit ihren E-Bikes unterwegs und hatten wie wir das Fernweh gepackt. Ein ausführliches Gespräch über unsere gemeinsamen Abenteuer und die Schönheit der Normandie machte diesen Tag zu etwas ganz Besonderem. Nach einer langen Unterhaltung schoben wir unsere Räder die letzten Meter den Berg hinauf und genossen die wohlverdiente Abfahrt. Den Abend ließen wir bei einem einfachen, aber köstlichen Abendessen am Meer ausklingen: vegane Nuggets mit Makkaroni und einem Glas Wein. Ein perfekter Abschluss für einen Tag voller Höhen und Tiefen.
Ein technischer Rückschlag und ein triumphaler Meilenstein
Wir wurden wach und die Sonne kam langsam hervor. Annkathrin wollte auf ihrem Smartphone nachsehen, wie spät es ist, doch das Gerät zeigte nur das Herstellerlogo und lud nicht weiter. Genervt versuchte sie es erneut zu starten, doch ohne Erfolg. Schließlich landete sie im Reboot-Menü und probierte alle Optionen außer dem Zurücksetzen auf Werkseinstellungen. Am Ende half nur dieser Schritt. Es war deprimierend, da sie nun alle Apps neu installieren und einrichten musste. Immerhin funktionierte das Smartphone danach wieder.
Diese Erfahrung zeigte uns erneut, wie abhängig wir Menschen heutzutage von solchen Geräten sind. Smartphones sind nicht nur zum Fotografieren und Verwalten von Kontakten wichtig, sondern auch für Navigation, Kommunikation mit Verwandten und mobiles Bezahlen. Eine solche Panne auf Reisen kann daher viele Aspekte unseres Alltags betreffen. Es ist ratsam, sich im Vorfeld Backup-Lösungen zu überlegen, wie das Notieren der wichtigsten Kontaktdaten auf Papier und das regelmäßige Hochladen von Fotos und wichtigen Dateien auf eine Cloud-Plattform. So kann man eine unerwartete Smartphone-Panne besser überstehen. Das kann ja jedem Gerät mal passieren!
Gegen Nachmittag fuhren wir dann mit unseren Rädern weiter. Um 17:30 Uhr erreichten wir die 2.000 km Marke auf der Pegasus Bridge in der Nähe von Bénouville. Es war erstaunlich, dass wir schon so weit gekommen waren. Kurz dachten wir zurück an die Strecke der letzten zwei Monate. Egal wie lange unsere Reise noch dauern würde, sie hatte sich bereits jetzt gelohnt. Wir haben Erinnerungen und Erfahrungen fürs Leben gesammelt.
Danach suchten wir einen Supermarkt auf, um unsere Vorräte aufzustocken. Wir fuhren durch einen Park, in dem es Ziegen, Enten und Pfaue gab, der aber eine Stunde nach unserer Ankunft schließen musste. Ein etwa 19 m langes Walskelett gab es dort ebenfalls zu bestaunen. Der Wal war 1885 bei Langrune-sur-Mer gestrandet.
Später kochten wir am Meer unser Abendessen und machten uns danach auf die Suche nach einem Schlafplatz.
Spontaner Ruhetag mitten in Frankreich
Tag 64 wurde zu einem weiteren spontanen Pausentag. Wir schliefen aus, da Nico sich noch von seinem Sonnenbrand erholen musste. Außerdem waren wir körperlich sehr erschöpft, vor allem wegen des heißen Wetters, und brauchten dringend eine Pause.
Annkathrin ging mittags noch einkaufen, aber ansonsten verbrachten wir den Großteil des Tages im Zelt, um uns zu erholen und unsere Kräfte wieder aufzutanken.
Ein neuer Rekord: 85 Kilometer an einem Tag durch die Normandie
An Tag 65 wollten wir es wissen: Unser Ziel war es, unseren bisherigen Tagesrekord von 68 Kilometern, den wir an unserem zweiten Tag in den Niederlanden aufgestellt hatten, zu brechen. Gut ausgeruht und gestärkt durch ein ausgiebiges Frühstück, machten wir uns um 9 Uhr auf den Weg. Die Route führte uns zunächst entlang der malerischen Küste der Normandie, bevor sie ins Landesinnere abbog.
Überall waren Flaggen der alliierten Kräfte (Kanada, England, Amerika) sowie die französische Flagge und Fotos von Soldaten aufgehängt. Dies lag daran, dass die Normandie das 80. Jubiläum des D-Days feierte. Der D-Day, am 6. Juni 1944, markierte den Beginn der Befreiung Westeuropas von der Nazi-Herrschaft und war die größte Landungsoperation der Geschichte.
Gegen 11:25 Uhr erreichten wir Arromanches-les-Bains. Im Nachhinein hätten wir diesen Ort lieber über die Bundesstraße umfahren sollen, denn es ging steil hinunter in die Stadt und wir mussten unsere Räder die steile Steigung wieder hinauf schieben. Trotz dieser Anstrengung traten wir weiter fleißig in die Pedale und kamen gut voran.
Plötzlich hörten wir laute Knallgeräusche, die wir schließlich einem nahegelegenen Schießstand zuschrieben. Wir ließen uns nicht beirren und setzten unseren Weg fort. Eine besondere Herausforderung stellte eine sehr schmale Brücke an einer Schleuse dar. Um diese zu überwinden, musste einer von uns das Fahrrad lenken, während der andere schob, da neben dem Fahrrad kein Platz mehr zum Gehen war. Am Anfang und Ende der Brücke mussten wir die Fahrräder zudem hochtragen, aber gemeinsam meisterten wir auch diese Hürde.
Weiter ging es durch kleine Ortschaften, immer wieder bergauf und bergab. Schließlich überquerten wir einen Fluss und machten nach 80,5 Kilometern eine Pause, um unser Abendessen zu kochen. Nachdem wir uns gestärkt hatten, radelten wir noch etwa 5 Kilometer weiter und fanden einen passenden Schlafplatz.
Am Ende des Tages konnten wir stolz verkünden: Wir haben unseren neuen Rekord aufgestellt – 85 Kilometer an einem Tag! Und das mit circa 60kg pro Rad.
Abenteuer entlang der Normandieküste: Ein Tag voller Überraschungen
Am Vormittag von Tag 66 packten wir zusammen und setzten unsere Reise fort. Unser erstes Ziel war Utah Beach, einer der fünf Landungsstrände des D-Days, wo die Alliierten am 6. Juni 1944 landeten. Hier sahen wir mehrere Bunker am Strand und zahlreiche Pferdewagen sowie Reiter, die an die historische Bedeutung des Ortes erinnerten.
Auch viele historische Militärfahrzeuge waren aufgrund des D-Day-Jubiläums ausgestellt. Wir fuhren den ganzen Tag entlang der langen Küste der Normandie, genossen die beeindruckende Landschaft und die frische Seeluft.
Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich Barfleur, ein malerisches Küstendorf. Ein paar Kilometer weiter dachten wir, einen sicheren Schlafplatz gefunden zu haben. Doch plötzlich hörten wir ein Schnauben hinter uns. Als wir uns umdrehten, sahen wir Ziegen auf der Wiese, die wir als Schlafplatz auserkoren hatten. Die Ziegen grasten nur für ein paar Minuten und verschwanden dann spurlos.
Da uns der Platz unsicher erschien, fuhren wir weiter, um einen neuen Schlafplatz zu finden. Leider landeten wir auf einem matschigen Weg, der eher für Mountainbiker gedacht war, und kamen dort nur schwer voran. Schließlich entschieden wir uns, umzukehren und einen anderen Weg zu suchen.
Nach einiger Zeit fanden wir endlich einen geeigneten Schlafplatz und konnten uns für die Nacht niederlassen.
Vom Regen überrascht: Eine unruhige Nacht und ein kurzer Tag
In der Nacht hörten wir ein Tier, vermutlich einen Fuchs, vor unserem Zelt auf und ab laufen. Es verschwand irgendwann, aber am Morgen wurden wir dann von bellenden Rehen geweckt. Wir schliefen dennoch bis 9:30 Uhr aus.
Gerade als wir unsere Sachen packen wollten, begann es zu regnen. Da wir nicht im Regen weiterfahren wollten und unser Zelt noch stand, beschlossen wir, den Regen im Zelt abzuwarten. Leider regnete es bis 15 Uhr.
Als der Regen endlich nachließ, packten wir zusammen und setzten unsere Reise fort, schafften an diesem Tag jedoch nur 14,9 Kilometer.
Shopping-Marathon und steile Anstiege in Cherbourg
Dieser Tag stand ganz im Zeichen des Shoppings. Früh am Morgen fuhren wir die wenigen Kilometer nach Cherbourg und starteten unseren Einkaufsmarathon. Zuerst steuerten wir einen Action-Markt an, wo wir uns eine praktische Brotdose besorgten. Doch damit war unser Shoppingtag noch lange nicht vorbei.
Unser nächstes Ziel lag im Stadtteil Tollevast, hoch oben auf rund 200 Höhenmetern. Das bedeutete, dass wir etwa 45 Minuten lang unsere schwer beladenen Räder die steilen Berge hinaufschieben mussten. Zum Glück gab es einen Fußgängerweg, der jedoch an einigen Stellen unterbrochen war oder schmaler wurde. Mehrmals mussten wir Mülltonnen beiseite schieben, die den Weg blockierten, da wir keinen Platz hatten, um drumherum zu fahren.
Oben angekommen, führte uns unser erster Stopp zu einem Intersport, wo Annkathrin endlich fündig wurde und sich ein Paar neue New Balance Schuhe kaufte. Ihre alten, abgetragenen Schuhe landeten direkt im Mülleimer. Weiter ging es ein paar Straßen weiter zu einem Decathlon, wo Annkathrin nach einer Zip-Off-Hose suchte, aber leider keine passende in ihrer Größe fand.
Nach unserem Shopping-Erfolg fuhren wir den Berg etwa 8 Kilometer hinunter zurück in die Stadt und hielten bei einem Carrefour an, um unsere Vorräte aufzufüllen. Anschließend radelten wir entlang des Hafens von Cherbourg und genossen die frische Meeresbrise.
Hungrig machten wir an einer Bank am Meer eine Pause und bereiteten einen Nudelsalat zu. Ein Teil davon wurde direkt verzehrt, der Rest fand seinen Platz in unserer neuen Brotdose. Gut gestärkt zogen wir weiter und fanden schließlich einen idyllischen Schlafplatz in der Nähe des Meeres, wo wir den Tag ausklingen ließen.
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